Als der Pianist und Komponist Beethoven nach Wien zog, um bei Haydn zu studieren, beschränkte er seine Auftritte in den ersten drei Jahren auf Soireen für die Aristokratie, bis er sich sicher war, dass er sowohl als virtuoser Pianist als auch als Komponist ein spektakuläres Debüt geben würde. Schließlich trat er 1795 mit seinen Klaviertrios, op. 1, und seinen drei Klaviersonaten, op. 2, in das Wiener Musikleben ein. Dies waren die ersten Werke, die er für würdig hielt, eine Opuszahl zu erhalten. Sein kluges Urteil zahlte sich aus: Der junge Klaviertiger und seine Kompositionen hinterließen einen enormen Eindruck. Die Klaviersonaten op. 2, die ersten von 32, sind in der Wiener Klassik von Mozart und Haydn verwurzelt, zeigen aber bereits Beethovens eigene Handschrift. Sie gehen in ihren Tonartenbeziehungen, ungewöhnlichen Modulationen, dynamischen Kontrasten, dramatischen Gesten und quasi orchestralen Schwüngen über die Konventionen des 18. Jahrhunderts hinaus. Die erste Sonate wird aufgrund ihrer Tonart und der leidenschaftlichen Sturm-und-Drang-Stimmung ihrer Außensätze manchmal auch als „Kleine Appassionata“ bezeichnet. Die zweite Sonate, die in ihrem emotionalen Gehalt weitreichend ist, entfernt sich durch ihre zahlreichen ungewöhnlichen Modulationen weiter vom 18. Jahrhundert, und die dritte Sonate ist virtuos und groß angelegt und weist unmissverständlich auf die Romantik hin. Diese drei Sonaten, die sich über die gesamte Klaviatur erstrecken, oft mit weit auseinanderliegenden Händen, scheinen die Grenzen des Hammerklaviers, das Beethoven zu dieser Zeit besaß, zu strapazieren. Tatsächlich führten die Anforderungen, die Beethoven mit seinen 32 Klaviersonaten an Tasteninstrumente stellte, bereits zu seinen Lebzeiten zu einer wesentlichen Weiterentwicklung. Am Ende seines Lebens besaß Beethoven zwei viel fortschrittlichere Klaviere, ein Broadwood und ein Graf, und in dieser Aufnahme spielt Niklas Sivelöv auf einer modernen Nachbildung eines Graf-Klaviers.