Der Turiner Alfredo Casella (1883–1947) gehörte zur Generazione dell'ottanta, einem Kreis italienischer Komponisten, die in den 1880er Jahren geboren wurden. Ihnen gemein war die Vision, sich von der spätromantischen Tradition Puccinis zu lösen und eine neue, rein italienische Nationalmusik zu entwickeln. La donna serpente (zu Deutsch: Die Schlangenfrau) war Casellas erste und zugleich einzige großformatige Oper. Musikalisch bezog er sich darin auf die italienische Vokalmusik zwischen Monteverdi und Rossini und formte daraus eine dezidiert neoklassizistische Tonsprache. Inhaltlich schuf Casella mit La donna serpente ein betörend suggestives Bühnenwerk, das zwischen der ätherischen Märchenwelt der Feen und der leidenschaftlichen Gefühlswelt der Menschen angesiedelt ist. Arturo Cirillos (im wahrsten Sinne des Wortes) traumhafte Inszenierung am Turiner Teatro Regio und Gianandrea Nosedas präzise, pointierte Leitung des brillanten Hausorchesters machen aus dieser lebendig gewordenen Schlangenfrau einen faszinierenden Klang- und Bilderrausch.