Home / NEUHEITEN The Genesis of the Goldberg Variations |
Fast scheint es vermessen zu sein, dass sich ein Komponist von heute dem zeitlosberühmten Zyklus der „Goldberg-Variationen“ eines Johann Sebastian Bach annimmt, um über dieses Werk seine eigenen Variationen zu schreiben. Doch der Pianist und Komponist André Parfenov ist kein Künstler, der sich bange machen lässt, auch wenn er den höchsten Respekt vor den Großen der Komponistengarde hat. Wie aber geht man solch ein Werk an, wenn man sich schon den Titel „New Goldberg-Variations“ einfallen lässt? Schon die Introduktion mit den gezupften und gestrichenen Saiten im klanglichen Gewand einer Harfe lässt André Parfenovs Eigenständigkeit erkennen, mag er auch der Klangmagie Bachs in der Melodik folgen. Die auf diese Einleitung folgende, von ihm abgewandelte „Aria“ in einer „Canone alla Quarta“ aus Bachs Feder vermag einen weiteren Hinweis zu geben, dass Parfenov nicht etwa einfach epigonal schreibt und sich Bach nur als Leitbild vorgenommen hat. Nein, Parfenov ist ein ganz eigenständiger Komponist, der mit seinen Variationen vollkommen eigenständige Gefühlswelten erzeugt. Aber er will mit den 12 Variationen, einer eingeschobenen „Ouvertüre“ und dem Finale zeigen, was inzwischen in der Musikgeschichte geschehen ist – soweit dies in einem 30-minütigen Zyklus umfassend möglich ist. Parfenov erläutert seinen Ansatz wie Folgt: "Ich versuche natürlich nicht, die Tiefsinnigkeit von Bachs polydimensionalem Denken zu bewerten, stattdessen bewundere ich seine geniale Intuition und möchte nur eine Sache verstehen: Woran dachte er, als er auf ein leeres Notenblatt blickte? Womit begann er? Mit der Horizontalen oder der Vertikalen? Melodische Linearität oder Akkord-Konglomerat? Oder sind vielleicht die Begriffe Materie oder Geist angebracht?"