Es gibt Werte im Vortrag eines Pianisten, die Moden unterliegen. Und es gibt Werte, die sind zeitlos und stehen für die eigentliche Qualität erstklassigen Klavierspiels. Demzufolge wird man immer viele Pianisten finden, die sich den jeweils vorherrschenden Moden der Interpretation unterordnen (allein schon deswegen, weil diese häufig den Ausschlag auch bei Wettbewerben geben).
Nur wenige Pianisten haben die Klasse, ihrer eigenen Vision, ihrer eigenen Stimme folgen zu können, um ihre umfassende Persönlichkeit in den Vortrag zu legen, der dann abseits von Spieltechnik und virtuoser Perfektion auch Werte verkörpert wie kompromisslose Werktreue, emotionale Innigkeit, Poesie des Vortrags und eine Unverwechselbarkeit im persönlichen Klang. Andrea Vivanet ist einer dieser Pianisten.
Ausgebildet von u.a. Christa Bützberger hat Vivanet ein Studium durchlaufen, das nur ein Ziel kennt: Der Komposition mit der gesamten Künstlerpersönlichkeit so sorgsam wie möglich gerecht zu werden. Dies hört man der Interpretation Vivanets mit jeder Note an: Er besitzt einerseits einen hochgradig wiedererkennbaren Personalstil (bei ganz hervorragender Spieltechnik) und vermeidet andererseits ebenso vorbildlich wie konsequent unnötige Manierismen und Übertreibungen.
So steht Vivanet wahrlich in der besten Tradition der Großen seiner Zunft. Mit seiner Einspielung der äußerst anspruchsvollen Etüden des polnischen Komponisten Karol Szymanowski stellt Vivanet seine enorme Klasse unter Beweis, und dies nun erstmals für das NAXOS-Label.