Zwar erscheint diese Neuheit in der verdienstvollen NAXOS-Serie "Greek Classics", doch ist die Geschichte des Komponisten Nikos Skalkottas mindestens ebenso sehr eine deutsche wie eine griechische Biografie. Skalkottas wurde 1904 auf der Insel Euböa geboren. Bereits im Alter von zehn Jahren wurde er am Konservatorium in Athen aufgenommen. Ab 1920 konnte er Dank eines Stipendiums seine Studien in Berlin fortsetzen, wo er u.a. bei Paul Juon, Kurt Weill und Philipp Jarnach studierte. Ab 1927 nahm Arnold Schönberg den jungen Griechen in seine Meisterklasse auf und Skalkottas entwickelte sich zu Schönbergs Lieblingsschüler. Mentor Schönberg sorgte zudem dafür, dass die Werke seines Schützlings Skalkottas regelmäßig in Berlin in Konzerten zu hören waren.
Der entscheidende Wendepunkt in Skalkottas' Karriere war anscheinend das Ende der finanziellen Unterstützung durch das Stipendium, sodass seine Teilnahme an Schönbergs Meisterklasse ab 1931 immer lückenhafter wurde. Von einem Griechenland-Aufenthalt 1933 kehrte der zu Depressionen neigende Skalkottas nicht mehr nach Berlin zurück. "Im stillen Kämmerlein" komponierte er etliche aufregend moderne Werke, die er – womöglich aufgrund von Selbstzweifeln – vor der Öffentlichkeit zurückhielt. Stattdessen verdingte er sich als zweiter Geiger im Athener Staatsorchester. Erst nach seinem Tod 1949 wurde klar, dass Skalkottas, sozusagen unbemerkt von der Außenwelt, ein großes Œuvre von Musik, komponiert in einem faszinierenden Personal-Idiom, hinterlassen hatte.
In Weltersteinspielung erscheinen nun bei NAXOS Skalkottas' Sinfonietta sowie seine "klassische Sinfonie", neben anderen kleinmaßstäbigen Orchesterwerken. Beide sinfonischen Kompositionen stammen aus Skalkottas' kurzer neoklassizistischer Phase und zeigen einen Komponisten von hoher Eigenständigkeit und Klasse, der dringend wiederentdeckt werden muss.