In dieser Folge der Michael Gielen Edition sind die Sinfonien Nr. 1 bis 10 Wiederveröffentlichungen der bereits einzeln und auch als CD-Box (2004) erschienenen Aufnahmen, die zwischen 1988 und 2003 entstanden sind. Der ersten Sinfonie ist Gielen bis Juni 2002 aus dem Weg gegangen, jedenfalls ist keine frühere Aufnahme bekannt. Er hat sie erst zum Festkonzert seines 75. Geburtstages in Freiburg dirigiert. Die neunte Sinfonie hingegen hat er seit 1969 immer wieder dirigiert. Am 30.06.2003 fand in Freiburg ein Konzert mit diesem Stück statt, das er einem Freund gegenüber als eines der besten Konzerte seines Lebens bezeichnete. Kurz vorher hatte er erfahren, dass Lotte Klemperer zu diesem Konzert nicht würde kommen können, weil sie im Sterben lag. Die Tochter Otto Klemperers gehörte zum engeren Freundeskreis der Gielens. So ergab es sich zwangsläufig, dass diese Neunte Mahlers für ihn zur Abschiedsmusik für Lotte Klemperer wurde. Auf die Frage, ob man solche privaten Anekdoten im Booklet-Text zu dieser Edition veröffentlichen solle, bat Gielen ausdrücklich darum. Einige Mahler-Konzerte wurden vom SWR fürs Fernsehen aufgezeichnet, so auch dieses. Es liegt als Bonus-DVD in Erstveröffentlichung dieser Box bei. Im Schlussapplaus sehen wir, wie Gielen sichtlich gerührt seinen langjährigen Konzertmeister Diego Pagin umarmt – eine Geste, die man beim zurückhaltenden Gielen kaum je gesehen hat. Von der 10. Sinfonie hatte Gielen lange nur das Adagio als aufführbar akzeptiert. Dann jedoch beschäftigte er sich mit der Cooke- Fassung und führte sie in Cincinnati 1986 auf. In seinen gesammelten Mahler-Sinfonien von 2004 war bislang nur das Adagio enthalten, jetzt wurde auch die bislang nur einzeln veröffentlichte Einspielung von der Cooke-Fassung von 2005 in diese Edition aufgenommen. Des weiteren fanden die separaten Veröffentlichungen der Kindertotenlieder, des Lieds von der Erde und der Wunderhorn-Lieder mit der Blumine Eingang in die Sammlung. Die Aufnahmen der Rückert-Lieder und aus Gielens letzten Auftritten mit dem SWR-Sinfonieorchester die Lieder eines fahrenden Gesellen sind Erstveröffentlichungen.