Als Kind hatte Wilhelm Backhaus Johannes Brahms persönlich kennengelernt. Mit Brahms' Klavierkonzert Nr. 2 erinnerte sich der Pianist im Dezember 1959 in der Stuttgarter Liederhalle an diese frühe Begegnung. Backhaus befindet sich stets auf Kurs, immer die ganze Komposition im Blick. Im Alter von 21 Jahren, als Wilhelm Backhaus 1905 in Paris den bedeutenden Anton Rubinstein-Wettbewerb gewann, begeisterte er die berühmten Musiker seiner Zeit und natürlich auch das Publikum der Jahrhundertwende mit Standardstücken von höchster Brillanz. Indes überzeugte er nicht nur mit Werken von Franz Liszt und schaffensmäßig verwandten Virtuosen-Komponisten. 1927 legte er als erster Pianist überhaupt eine Gesamtaufnahme der 24 Etüden Op. 10 und Op. 25 von Frédéric Chopin vor. Nach dem Zweiten Weltkrieg jedoch beschränkte Backhaus sein Repertoire auf die Sonaten und Klavierkonzerte von Beethoven, auf Sonaten und wenige Klavierkonzerte von Mozart und die beiden Klavierkonzerte von Brahms. Hinzu kamen gelegentlich ein wenig Schubert, eine kleine Portion Haydn und Ausgewähltes von Schumann. Dabei nahmen die 32 Klaviersonaten von Beethoven in seinen Konzerten eine entscheidende Rolle ein. So ist ihm auch die erste Stereo-Gesamtaufnahme dieser Sonaten zu danken. Mit der Hammerklaviersonate beendete und krönte Backhaus seinen Ludwigsburger Klavierabend vom 12. Dezember 1953. Man hat das Gefühl, die Sonate als ein geschlossenes, logisches und damit verständliches Notengewebe erlebt zu haben. Dies gilt natürlich nicht nur für die monumentale Hammerklaviersonate, sondern auch für die anderen Werke, die Backhaus in dem Ludwigsburger Programm vorgetragen hat. Ähnlich wie die beiden Brahms-Konzerte waren und blieben die fünf Klavierkonzerte von Beethoven bis ins hohe Alter im Mittelpunkt von Backhaus‘ Interesse und von daher auch im Zentrum seines professionellen Lebens. Joseph Keilberth dirigierte im März 1962 das Radio-Sinfonieorchester in Beethovens fünftem Klavierkonzert Op. 73 in Stuttgart in spürbarer Übereinstimmung mit dem klaren und abgeklärten Wollen und Wünschen des Solisten.