Es ist die Aufgabe der erstmaligen Edition des größten Teils von Hans Rosbauds Aufnahmen mit dem einstigen Sinfonieorchester des Südwestfunks in Baden-Baden – seinem Hauptinstrument von 1948 bis zu seinem Tode, das er in minutiöser Probenarbeit zu einem der besten europäischen Orchester der 1950er Jahre formte –, dazu beizutragen, dass Hans Rosbauds Name endlich, mehr als ein halbes Jahrhundert nach seinem Tode, seinem künstlerischen Ausnahmerang entsprechend über die Kennerkreise hinaus als der eines der ganz großen Maestri seiner Zeit wahrgenommen wird. Dadurch, dass die meisten seiner zahlreichen Rundfunkaufnahmen kaum über den Umkreis der lokalen südwestdeutschen Rundfunkhörer hinaus bekannt wurden, konnten sich umso hartnäckiger einige Klischees über sein Musizieren verfestigen, die freilich bereits zu seinen Lebzeiten im Umlauf waren. Man hielt ihn für einen Dirigenten der „neuen Sachlichkeit“ und stilisierte ihn zu einer anti-romantischen Ikone, nutzte seine unzweifelhafte Autorität und Integrität als dringend benötigten Widerpart zum kommerziellen Klangfetischismus Herbert von Karajans und der Routinevergötterung Karl Böhms. In Hans Rosbaud jedoch verbanden sich höchste musikalische Kapazität und echte persönliche Bescheidenheit! Die beiden Schumann-Sinfonien sind späte Aufnahmen: die der Frühlingssinfonie entstand im September 1960, die der Vierten im Dezember 1961. Alles ist ganz klar und unprätentiös gezeichnet und mit Wärme und zerbrechlicher Innigkeit erfüllt. Alle drei Solokonzerte Schumanns liegen in höchst unterschiedlichen Aufnahmen vor, und hier kann man vor allem hören, wie selbstlos sich Rosbaud dem Solisten anzupassen verstand, ohne sich dabei zu verleugnen.