Die russische Revolution 1917 und die darauffolgende Kulturrevolution setzten alles daran, den Einfluss der Religion im Russischen Reich zu zerstören. Geistliche Musik geriet dabei öffentlich in Vergessenheit. Obwohl Schnittke, dessen aus Deutschland stammender Vater 1926 in die Sowjetunion emigrierte, im staatlichen Erziehungswesen atheistisch geprägt wurde, glaubte er spirituell an „etwas Größeres“. 1982 ließ er sich katholisch taufen, kurz vor seinem Tod wurde er in die orthodoxe Kirche aufgenommen. Die Suche nach einer religiösen Identität lässt sich auch in seinen Werken nachzeichnen. Vedel und Bortniansky zählen zu den wichtigsten Komponisten der ukrainischen klassischen Musik des 18. Jahrhunderts. Wenig ist über Vedels Leben bekannt. Die ihm zugeschriebenen Werke, darunter 31 Chorkonzerte, sind alle mit liturgischen Texten oder Bibelversen versehen. In diesen Werken verschmelzen die Traditionen der orthodoxen Kirchenmusik seiner Heimat, ukrainische Barocktradition und Volksliedgut mit einem neuen westeuropäischen Opern- und Instrumentalstil. Bortniansky wird hoch angerechnet, dass er die Gattung des Geistlichen Konzerts zur Blüte führte. Bestehend aus vertonten Psalmversen, die im Gottesdienst während der Eucharistie gesungen wurden, war ihr damaliger Zweck weitgreifender: Als Universalgattung war sie Höhepunkt der orthodoxen Liturgie, Schmuck der staatlichen Zeremonie und ebenso für eine Art häusliches Musizieren gedacht. Im westlichen Repertoire kommt sie am ehesten dem instrumentalen Concerto grosso nahe, mit dem Unterschied, dass im orthodoxen Gottesdienst keine Instrumente zugelassen sind.