Bachs Genialität besteht in nicht unerheblichen Maße in der Wandelbarkeit seiner Musik: Sie kann in ganz unterschiedlichen Besetzungen gespielt werden und immer neue Facetten entwickeln, ohne ihren ursprünglichen Charakter zu verlieren. Es ist kein Zufall, dass ein nicht unbedeutender Teil des Schaffens Bachs darin bestand, eigene (und manchmal auch fremde) Werke zu transkribieren. Die lettisch-amerikanische Pianistin (und Komponistin) Eleonor Bindman knüpft mit ihren Klavierfassungen der sechs „Suiten für Violoncello solo“ an diese barocke Tradition an.
Bindman hat es bei ihren Bearbeitungen vermieden, die berühmten Suiten durch die manuellen Möglichkeiten des Klaviers zu ergänzen, stattdessen hat sie die faszinierenden Zweideutigkeiten in Bachs angedeuteten Harmonien bewahrt und ihre expressiven Qualitäten durch das Baritonregister eines wunderbaren Bösendorfer-Flügels betont. Das Ergebnis offenbart die geheimnisvolle mathematische Anmut und Flexibilität der Struktur, die Bachs Kunst so organisch und zeitlos macht.