Wohl kaum ein Tasteninstrument klingt so zart und ist gleichzeitig so facettenreich im Ausdruck wie das Clavichord. Die direkte Mechanik erlaubt feinste Nuancierungen, sogar ein Vibrato ist möglich. Bach liebte das Instrument und brachte seinen Schülern am Clavichord Ausdruck und Affekte nahe. Lea Suter weiß dies für ihre neueste Einspielung fantasievoll einzusetzen und zeigt, welchen Reichtum an Inspiration in so bekannten Werken wie der Chromatischen Fantasie und Fuge, der e-Moll-Partita und selbst der grandiosen Chaconne für Violine solo steckt.
Bach selbst hat die Chaconne am Clavichord spielen lassen, aber Suter geht es weniger darum, etwas Historisches nachzuahmen, als vielmehr zu zeigen, wie sich die durch Bogendruck und -geschwindigkeit der Violine ausgelösten Affekte nahezu perfekt auf der sensiblen Tastatur des Clavichords darstellen lassen. Daran anknüpfend, offenbart sich in der Chromatischen Fantasie eine intime Intensität, wie sie sich auf dem Cembalo und auch dem modernen Flügel niemals einstellen würde.