An Überraschungen mangelt es nie, wenn Joseph Haydn ins Spiel kommt. Und so bietet auch die jüngste Folge der bereits zum Standard gewordenen Gesamteinspielung aller Streichquartette des Leipziger Streichquartetts mit den vier Werken aus Opus 2 unerwartete, ungewöhnliche und stets unterhaltsame Momente, virtuos und souverän dargeboten von einem Ensemble, das Neugierde und Erfahrung zu einem reizvollen Ganzen verbindet. Haydn hatte seine Stellung bei Fürst Esterhazy noch nicht angetreten, als er die vier Quartette schuf, die heute als op. 2 bezeichnet werden. Vorbild ist das populäre Divertimento mit einer idyllischen Serenade als Höhepunkt und Zentrum der Komposition, die Primarius Stefan Arzberger Gelegenheit gibt, betörende Kantilenen und bezaubernde Arabesken zu gestalten. Eingerahmt werden diese filigranen Wunderwerke von jeweils zwei Menuetten, deren Trios Raum geben für Klangfarbenexperimente und Raffinessen. Kopfsatz und Finale lassen bereits die klassische Sonatenform anklingen; mit frischem Tempo bilden sie einen mitreißenden, virtuos gestalteten Rahmen Nur das letzte der vier Quartette weicht von der Konvention ab: Auf das ausgedehnte Adagio mit Variationen zu Beginn folgen vier schnelle, individuell gestaltete Sätze mit einem als „Scherzo“ bezeichneten Abschnitt in der Mitte. Der Einfallsreichtum und die Genialität des Komponisten, um dessen Werke Jahrzehnte später die gesamte europäische Elite riss, sind in der Aufführung des Leipziger Streichquartetts auch für heutige Ohren unverkennbar.