Selten hat eine Produktion von Il Trovatore die Kernaspekte des Stücks, die Regisseur David Bösch mit "Leidenschaft, Blut, Feuer und Rache" benennt, stärker in den Mittelpunkt gerückt, als in diesem neuen Mitschnitt aus Glyndebourne. Geradezu archaisch anmutende Schauwerte treffen in Böschs Auslegung auf raffinierten Symbolismus und geben der beliebten Verdi-Oper eine psychologische Komponente.
Besonders zu betonen ist vor allem auch die musikalische Seite dieser Aufführung, die in Gregory Kunde, Anita Rachvelishvili, Vitaliy Bilyy und Lianna Haroutounian ein Weltklasse-Quartett zu bieten hat, wie man es nicht häufig findet. Richard Farnes dirigiert das Orchester des Royal Opera House und dessen weltberühmten Chor.
Die Kritik war angesichts der Live-Darbietung in Glyndebourne von der musikalischen Seite der Produktion einhellig begeistert, während die zum Teil sehr düstere Inszenierung polarisierte. Definitiv kein "Trovatore" für jedermann, aber einer, der künstlerisch viel zu sagen hat und unzweifelhaft zu den einflussreichen, auf jeden Fall aufsehenerregenden Verdi-Darbietungen der letzten Jahre zu zählen ist.