Bei Regisseur Pier Luigi Pizzi geht es voll zur Sache: Einen derart leidenschaftlich-körperlichen Don Giovanni gab es wohl noch nie. Was der überwältigende Ildebrando d’Arcangelo physisch wie stimmlich in der Titelpartie leistet, gehört zum Unmittelbarsten, Direktesten aller bislang filmisch dokumentierten Opernproduktionen.
Auch die große Vertrautheit zwischen Don Giovanni und Leporello (Andrea Concetti) ist einzigartig. So merkt man dieser Produktion, die Pizzi in einem symbolisch reduzierten Rokoko ansiedelt, stets an, dass es in dem Libretto von da Ponte tatsächlich vor allem um eines geht: Um Sex!
Für diesen Eindruck sorgt auch die Hauptrequisite auf der Bühne: ein überdimensionales, ungemachtes Bett, in dem jedoch nicht nur Don Giovanni „wirkt“, sondern eigentlich auch alle anderen mitwirkenden Personen. Offen sein und Staunenkönnen sind also gefordert, dann wird sich die ganze Wucht von Pizzis Interpretation entfalten.