Nach einer Reihe von Aufnahmen der Gruppe der sogenannten „Theresienstädter Komponisten“, wie Hans Krása, Pavel Haas und Viktor Ullmann, die in den 1990er Jahren begann, ist dieses Album das erste einer neuen Reihe von überwiegend Erstaufnahmen von Kammermusik- und Klavierwerken des tschechisch-jüdischen Komponisten Hans Winterberg. Er wurde 1901 in Prag geboren und studierte später bei Alexander von Zemlinsky und Alois Hába. Bis zur Annexion der Tschechoslowakischen Republik durch Nazi-Deutschland im Jahr 1939 arbeitete er als Dirigent, Pianist und Komponist. Als Spross einer jüdischen Familie, die seit Jahrhunderten in Prag lebte, überlebte er – nach Zwangsarbeit und Deportation nach Theresienstadt – durch eine Reihe von Wundern. Nach der Machtübernahme der Kommunisten in der Tschechoslowakei siedelte er nach Deutschland über. Sein kompositorisches Erbe, das jahrelang in einem deutschen Musikarchiv verschlossen war, wurde erst in den letzten Jahren wiederentdeckt. In seiner Musik verbindet Winterberg verschiedene Einflüsse zu einem originellen und spannenden ganz eigenen Stil. Er greift Stilelemente von Leoš Janáček auf, ist aber auch von der Zweiten Wiener Schule und dem französischen Impressionismus beeinflusst. Er sah sich selbst als Brückenbauer zwischen den Kulturen Ost- und Westeuropas. Alle Kompositionen wurden neu aus den Manuskripten bearbeitet und herausgegeben, dazu kooperierten das Exilarte Zentrum der Universität für Musik und Darstellenden Kunst Wien mit dem internationalen Musikverlag Boosey & Hawkes.