Auch der Komponist Gerhard Frommel ist heute kaum noch bekannt, wenn auch aus ganz anderen Gründen. Er zählt zu jenen eher zwielichtigen Gestalten, die in der Zeit des Nationalsozialismus nicht das Land verließen und die sich der Zusammenarbeit mit dem Regime auch nicht verweigerten. Seine politische Rolle während der Zeit des Nationalsozialismus ist bis heute noch nicht restlos aufgearbeitet. Frommel gilt aber als kompromittiert, zumal er sich auch der Komposition von Propagandawerken nicht verweigerte. Wie sollten wir Nachgeborenen mit solchen Komponisten umgehen? Während einst verfemte Komponisten wie Walter Braunfels oder Erwin Schulhoff, die unter dem Nationalsozialismus zu leiden hatten, heute zunehmend wieder zum Repertoire gehören, sind die damaligen Mitläufer der NS-Zeit wie Frommel oder Pfitzner heute die, die kaum noch gespielt werden. Kann man diese Musik aber totschweigen? Und sollte man es überhaupt? Lässt man alle Politik beiseite, zählt letzten Endes nur die Musik, und die ist zumindest im Fall von Frommels erster Sinfonie beachtenswert. Die erste Sinfonie war Frommels größter Erfolg. Wilhelm Furtwängler führte das Stück 1942 mit den Berliner Philharmonikern auf. Es ist eine beeindruckende Komposition von einem Komponisten, über dessen Leben man viel diskutieren kann, dessen Musik aber deshalb nicht ausgespart bleiben sollte. Jeder sollte sich über die Person Frommel selbst ein Bild machen können, sowohl musikalisch als auch politisch.