Wer sich für die Orchestermusik der letzten Schaffensjahre Hanns Eislers (1898–1962) interessiert, bekommt es unweigerlich mit Filmmusik zu tun. Im Fall der Leipziger Sinfonie ließe sich präzisieren: Filmmusik, die der Komponist für den Konzertsaal einzurichten erst vorhatte, denn als Hanns Eisler am 6. September 1962 in Ost-Berlin starb, war die Arbeit an der 1959 vom Gewandhaus-Orchester in Auftrag gegebenen Sinfonie längst noch nicht abgeschlossen. Von dem unvollendeten Werk las damals auch der junge Komponist Tilo Medek (1940–2006), der sich kurz vor Eislers Tod noch als Meisterschüler bei diesem beworben hatte und Eislers Sinfonie für diese Weltersteinspielung rekonstruierte.
Die hier erstmals publizierte Zusammenstellung von Trauerstücken aus Filmpartituren folgt einer Idee von Daniel Pozner, die von Jürgen Bruns und Tobias Faßhauer 2015 in die Tat umgesetzt wurde. Beide Filmpartituren (Aktion J und Esther) enthalten Material aus Eislers Musik zu dem 1947/1948 in Hollywood produzierten Film So well remembered.
Bereits Ende 1955 hatte Hanns Eisler die Musik zu dem KZ-Dokumentarfilm Nuit et brouillard (Nacht und Nebel) geschrieben, für den der französische Regisseur Alain Resnais (1922–2014) Filmmaterial aus den Archiven der Alliierten und aus den zuvor von den Nazis okkupierten Ländern auswerten konnte. Nach mehreren erfolgreichen Konzertaufführungen (mit und ohne Film) in jüngster Vergangenheit liegt auch diese historische Filmmusik nun endlich in einer erstklassigen Einspielung auf Tonträger vor.