Wenige konnten wie Bernstein die Grenzen zwischen „E“ und „U“, zwischen der „ernsten“ Klassik und der „unterhaltenden“ Popularmusik sprengen, wenige fanden wie er Zugang zu Menschen aller Generationen. Das Miteinander an die Stelle von Gegeneinander und Hass zu setzen, durchzieht sein gesamtes Lebenswerk in Worten und Tönen. Viele dieser Charakteristika treffen in der 1971 uraufgeführten „Mass“ zu.
Für das Verständnis dieses außergewöhnlichen Werkes zentral ist es, dass man darin keine eigentliche Messkomposition
sieht, sondern der Intention Bernsteins entsprechend „ein Theaterstück mit dem Titel ‚Mass‘“. Es ist damit die bis dahin und seither vielleicht kühnste Auslegung der liturgischen Inhalte. Die Reaktionen auf die Uraufführung waren durchaus zweigeteilt, gab es doch neben Begeisterung auch Ablehnung von konservativ eingestellten Kreisen. Und auch die klar vermittelte Friedensbotschaft wurde teils abgelehnt, da sie nicht zuletzt als unmissverständliche Anklage gegenüber dem seinerzeit tobenden Vietnamkrieg zu verstehen war.
Mit Dennis Russell Davies ist bei dieser Einspielung ein ausgewiesener Fachmann für die US-amerikanische Musikmoderne am Werk, der Bernsteins Musik so überzeugend versteht und interpretiert, dass man diese Einspielung wahrlich referenzwürdig nennen möchte.