Wer würde heute annehmen, dass Ernst von Dohnányis Tanzpantomime nach ihrer Uraufführung 1910 fast explosionsartige Verbreitung auf den Bühnen dieser Welt fand!? Der „Hochzeitswalzer“ aus „Der Schleier der Pierrette“ war regelmäßig in den Radiowunschkonzerten zu hören und genoss dort eine ähnliche Beliebtheit wie die „Rosenkavalier“-Walzerfolge von Richard Strauss.
Dohnanyi’s Wahl des Genres Pantomime entsprach ganz dem Zeitgeist, der nach den großen Handlungsballetten der Spätromantik in der Pantomime eine intimere und zugleich naturalistischere Möglichkeit des Ausdrucks zu finden hoffte.
Man mag überrascht sein, dass die Vorlage für Dohnányi von keinem Geringeren als Arthur Schnitzler stammte, einem der zentralen literarischen Vertreter des Fin de Siècle in Österreich. Mit dieser ersten Gesamteinspielung des Werks wird eine wichtige Lücke im Repertoirebewusstsein dieser faszinierenden Musikepoche geschlossen.