1715 wurde Johann Mattheson Musikdirektor am Hamburger Dom und nutzte so die Möglichkeit, geistliche Musik mit dem theatralischen Stil zu vermischen. Damit war er ein Pionier des „galanten Stils“: Für ihn hatte die Musik keinen theologischen, sondern einen sozial Aspekt; sie sollte dem Menschen und nicht (nur) Gott dienen. In seinen 13 Dienstjahren verfasste er 24 Oratorien für hohe Festtage und die Fastenzeiten. Die Gesangspartien sind dabei stets anspruchsvoll disponiert, wurden sie doch für die Solisten der Hamburger Gänsemarktoper geschrieben. Das Oratorium „Der gegen seine Brüder barmherzige Joseph“ wurde 1727 uraufgeführt.