Bruckners Sinfonie Nr. 2 in c-Moll ist in der fast ausschließlich aufgeführten Fassung von 1877 ein Stiefkind unter seinen 11 Sinfonien, in der Originalfassung von 1872 wird sie so gut wie nie aufgeführt. Das ist nicht in erster Linie objektiven Verbesserungen in der Zweitfassung geschuldet, sondern eher Vorurteilen und einer unglücklichen Rezeptionsgeschichte, in der selbst arrivierte Bruckner-Experten die Frühwerke abwerten. Dabei lohnt es sich, in die ungeglätteten, rohen Urzustände der frühen Brucknerschen Symphonik hineinzuhören: ein Genie im Entstehen, sozusagen. Markus Poschner und das RSO Wien haben sich dem verschmähten Werk respektvoll und vorurteilsfrei angenommen.