Carmina Burana, die szenische Kantate von Carl Orff, ist ein in der Musikgeschichte einzigartiges Werk, so der Dirigent Paavo Järvi: „Das Zusammentreffen von mittelalterlichen Texten mit so kühnen, originellen Orchesterfarben schafft eine archaische und zugleich überzeitliche Klangwelt, in der Chor, Orchester und Solisten miteinander um die Wette strahlen. Das Werk hat auch eine ungewöhnliche Geschichte: Kurz nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland komponiert, wurde es zunächst wegen seiner lateinischen Texte und des erotischen Charakters einiger Lieder abgelehnt; dennoch wurden Orff und sein Werk später vom Reich hoch geschätzt. Der Komponist (der es verheimlichte, ‚ein Viertel Jude‘ zu sein) unterstützte das Regime nicht, sondern machte das Beste aus seinem Erfolg... Orff war 42 Jahre alt, als er mit den Carmina, die er als sein Op. 1 bezeichnete, seinen Durchbruch erlebte und alle seine früheren Kompositionen verwarf. In Abkehr vom romantischen Stil wollte er nun eine Musik schaffen, die mit Rhythmus, einfachen, sich wiederholenden Melodien und nicht zu komplexen Formen verbunden ist. Der große Erfolg dieses Werks untermauert diese Entscheidung.“