Das in Schostakowitschs Fünfter Sinfonie enthaltene Konfliktpotential kann einen nachdenklichen und forschenden Interpreten wie Andrey Boreyko nur herausfordern. Fertig gestellt wurde die Sinfonie im Juli 1937 als "Antwort eines sowjetischen Künstlers auf berechtigte Kritik" - die nämlich war 1936 über Schostakowitsch hereingebrochen, als Genosse Diktator Stalin die Oper "Lady Macbeth von Mzensk" als "Durcheinander und keine Musik" bezeichnete. Ob Schostakowitschs Antwort nun als affirmative Demutsgeste zu werten ist oder ob nicht doch ein Hauch von Totentanz darin enthalten ist - das genau ist die exegetische Entscheidung des Dirigenten und macht Boreykos Aufführung so unendlich spannend.