Die „Missa Solemnis“ entstand nach einer spontanen Reaktion Beethovens auf die Ernennung seines Schülers Erzherzog Rudolph, des jüngsten Bruders Kaiser Franz I. von Österreich, zum Bischof von Olmütz im Jahre 1819, ohne konkreten Auftrag. Das Werk sollte zur Inthronisation Rudolphs im März 1820 vollendet sein, doch die Arbeit bereitete dem Komponisten weitaus mehr Mühe als erwartet, sodass die Uraufführung erst vier Jahre danach erfolgen konnte – am 7. April 1824 in einem Benefizkonzert der Philharmonische Gesellschaft St. Petersburg.
Die „Missa Solemnis“ hat es nicht leicht in dieser Zeit. In den Konzertprogrammen kommt das außergewöhnliche Werk nicht mehr so häufig vor wie noch vor wenigen Jahren. „Die Welt der Shareholder values pfeift auf Christus“, sagte Michael Gielen. Und dies sei einer der Gründe für die Schwierigkeiten, die das Werk dem Publikum heute zu bereiten scheine. Mehr noch: Es bedarf schon eines hochklassigen Ensembles und eines umsichtigen Dirigats, um die gewaltige Partitur transparent und klar erfahrbar zu machen.
Der im März 2019 verstorbenen Michael Gielen ist in der vorliegenden Aufnahme aus dem Jahr 1985 mit dem ORF Radio-Symphonieorchester Wien zu hören.