Das erste Soloalbum des Schweizer Kontrabassisten und Komponisten Fridolin Blumer ist ungewöhnlich, selbst für den von Raritäten geprägten Katalog von Carpe Diem Records. Als stilistischer Kontrapunkt zu den vielen Alte-Musik-Soloalben ist „Anklam“ eine Produktion mit vollständig improvisierter zeitgenössischer Kontrabassmusik, das sich auf die unmittelbare musikalische Schöpfung im Moment konzentriert, anstatt jahrhundertealte Kompositionen wiederzubeleben. Fridolin Blumer ist ein Jazzmusiker, der seine gesamte musikalische Karriere der Erforschung von Musik jenseits der geschriebenen Partitur, ja sogar jenseits formaler musikalischer Konzepte gewidmet hat. Sein Stil lässt sich nicht einfach durch das konventionelle Verständnis von Musik bestimmen. Seine Musik besteht in erster Linie aus Klängen, die sich im Laufe der Zeit entwickeln und bewegen, Strukturen schaffen, während sie sich durch sie hindurch und an ihnen vorbei bewegen. Sie ist nicht beschreibend, sie versucht nicht, etwas außerhalb ihrer selbst darzustellen, sie erzählt keine andere Geschichte als ihre eigene. Das Album heißt „Anklam“, weil es in der mecklenburgischen Stadt aufgenommen wurde. Fridolin Blumer eröffnet einen weiten Raum an Möglichkeiten des Verstehens und der Einsicht, indem er so geerdet und elementar wie möglich bleibt. Auf diese Weise schafft er ein Klangkunstwerk, das gleichzeitig spirituell und zutiefst menschlich ist.