Auf die Entstehung von Anton Bruckners achter Sinfonie dürfte der plötzlich erwachende Ruhm eingewirkt haben, der das stets labile Selbstbewusstsein des Komponisten stärkte: der berühmte Dirigent Hermann Levi hatte ihn nach der Aufführung seiner siebten Sinfonie zum „größten Sinfoniker nach Beethovens Tod“ ausgerufen, in München wurde der in Wien oft belächelte Bruckner endlich ernstgenommen, seine Bedeutung anerkannt, und der Kaiser von Österreich hatte ihn mit dem Franz-Joseph-Orden ausgezeichnet, was Bruckner mit besonderem Stolz erfüllte.
Im Sommer 1884 machte er sich an die Arbeit. Mit c-Moll kehrte er zur Tonart seiner beiden ersten Sinfonien zurück – einer Tonart, die durch Beethovens Fünfte besonders vorgeprägt war und ihn geradezu herausforderte. Er wollte die größte instrumentale Sinfonie aller Zeiten schaffen; ihre Ausdehnung wuchs ins Gigantische. Das unvergleichlich kühn entworfene Finale ist vielleicht der längste Sonatensatz, der je komponiert wurde: „der bedeutendste Satz meines Lebens“, meinte Bruckner. Wo gegen Ende die Hauptthemen aller vier Sätze gleichzeitig erklingen, schrieb er in seinen Entwurf ein euphorisches „Halleluja!“
Bruckners achte Sinfonie ist heute fester Bestandteil des sinfonischen Repertoires, aber sie fordert die Interpreten nach wie vor in stärkstem Maße. Mariss Jansons und die Musiker des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks sind den außerordentlichen Anforderungen dieses Meisterwerks natürlich mehr als gewachsen.
Der Live-Mitschnitt des Münchener Konzertereignisses vom November 2017 erscheint nun bereits beim Label BR Klassik: die mustergültige Interpretation einer der wesentlichsten Kompositionen des sinfonischen Repertoires der Spätromantik in ihrer Fassung von 1890.