Der italienische Komponist Gioachino Rossini ist vor allem durch seine Opern bekannt; etliche der Ouvertüren und Arien waren seinerzeit echte Ohrwürmer – und sie blieben es bis in unsere Tage. Obwohl heute in erster Linie seine komischen Opern aufgeführt werden, liegen doch mehr als der Hälfte seiner Bühnenwerke ernste Themen zugrunde.
Um eine veritable Rarität handelt es sich bei dem Bühnenwerk Sigismondo, das 1814 am berühmten Teatro La Fenice in Venedig aufgeführt, danach aber nur selten nachgespielt wurde. Vermutlich gefiel dem zeitgenössischen Publikum die zugrundeliegende Geschichte nicht, denn musikalisch ist das Werk kaum weniger überzeugend als die im Jahr zuvor entstandene Italienerin in Algier oder der zwei Jahre später folgende Barbier von Sevilla.
Das Sujet fußt auf einer langen Tradition und Rossini führt seinen Protagonisten, den fiktiven König Sigismondo, in seinen psychischen Extremzuständen vor: durch Verwirrung und geistige Umnachtung werden innere Befindlichkeiten offenbar; erst das Delirium bringt die Wahrheit ans Licht. Diese „Wahnsinnsoper“ ist in ihrer Thematik also ebenso hochaktuell, wie in ihrer musikalischen Sprache – denn Rossini zählt zu den Top-Ten der meistaufgeführten Komponisten unserer Zeit.
Das kaum bekannte, aber dringend zu entdeckende Meisterwerk wurde am 14. Oktober 2018 im Münchner Prinzregententheater in konzertanter Form aufgeführt; in seiner Originalsprache und von Interpreten, die im vermeintlich leicht erscheinenden und dabei so schwer zu singenden Rossini-Fach bestens erfahren sind.