Das in seiner späteren Orchesterfassung wohlbekannte „Stabat mater“ des böhmischen Komponisten Antonín Dvo?ák ist ursprünglich mit Klavierbegleitung entstanden; jene selten zu hörende Urfassung wurde für das neue Album von BR KLASSIK aufgenommen. Es singt der ausgezeichnete Chor des Bayerischen Rundfunks unter Leitung von Howard Arman, am Klavier begleitet von Julius Drake.
Der junge Dvo?ák war ein studierter und erprobter Kirchenmusiker, der in Prag die Orgelschule absolviert hatte und drei Jahre lang als Organist an St. Adalbert seinen Dienst versah. Wie zahlreiche seiner Kollegen leitete auch ihn die zeitgenössische Strömung des Cäcilianismus zu einer Auseinandersetzung mit dem Palestrina-Stil hin, und damit zur Rückbesinnung auf die bescheidenere, weniger prunkvolle, dabei aber kontrapunktisch ausgeklügelte Kirchenmusik. Folgerichtig entstand ein „Stabat mater“ ohne orchestralen Prunk mit schlichter Klavierbegleitung.
Kurz bevor Dvo?ák zwischen dem 19. Februar und 7. Mai 1876 diese erste Fassung seines „Stabat mater“ niederschrieb, hatte ein schwerer Schicksalsschlag die junge Familie getroffen: am 19. Dezember 1875 war Tochter Josefa zwei Tage nach ihrer Geburt gestorben. Als im August 1877 seine elf Monate alte Tochter Ružena und sein dreijähriger Sohn Otakar starben, nahm Dvo?ák die Arbeit am „Stabat Mater“ wieder auf, orchestrierte das Werk und vollendete es am 13. November. Die Uraufführung jener späteren Fassung fand am 23. Dezember 1880 in Prag statt, die Veröffentlichung wenige Monate danach. Seitdem hat sein „Stabat mater“ Menschen auf der ganzen Welt berührt; es ist seine bedeutendste Komposition in der Gattung der geistlichen Musik.