Für die spezifische Atmosphäre von Carl Maria von Webers Oper Oberon hielt Michael Hofstetter es für ganz entscheidend, dass auf den historischen Instrumenten gespielt wird, für die Weber einst komponiert hatte: In Gießen arbeitete er deshalb mit vier Naturhörnern, Naturtrompeten, eng mensurierten Posaunen und nicht zuletzt Traversflöten aus Holz statt wie heute üblich Querflöten aus Metall. So entstand eine unerschöpfliche Fülle an Klangfarben, über die es uns Zuhörern möglich wird, sinnlich zu erfahren, was mit dem Begriff der „Deutschen Romantik“ auf musikalischer Ebene eigentlich gemeint sein könnte.
Darüber hinaus ist Webers wunderbarer Dreiakter ein spannendes Produkt seiner Zeit, in dessen Handlung sich Motive aus Shakespeares Ein Sommernachtstraum und Der Sturm mit neu eingeführten, romantischen Themen mischen. So hat man ein ums andere Mal den Eindruck, einer Oper beizuwohnen, bei der man die Handlung zu kennen glaubt, um dann doch wieder überrascht zu werden.
Die Oper – Webers letzte vor seinem frühen Tod – fand zu Lebzeiten des Komponisten trotz der Uraufführung im renommierten Opernhaus von Covent Garden nicht den erhofften Anklang beim Publikum und geriet daraufhin weitgehend in Vergessenheit. Generationen von Musikwissenschaftlern änderten Webers Musik und ordneten sie in neuen Reihenfolgen an. Michael Hofstetter geht in dieser Gießener Aufführung bewusst „back to the roots“ und zeigt, wie überraschend großartig diese Oper ist, wenn man sie einfach „pur“ genießt in dem orchestralen Klangbild, das Weber einstmals vorgeschwebt haben mag.