Spannungsvoll, entdeckerfreudig und risikobereit, ohne Furcht vor Schönklang und Komplexität, mit viel Lust am Schrägen kombiniert das preisgekrönte Saxophonquartett XENON auf seiner De-but-CD „Dedicated to“ klassische Werke, die ursprünglich für Streicher geschrieben wurden, mit Originalkompositionen für Saxophonquartett aus dem 21. Jahrhundert. Der Ersteinspielung von „Viridian Vestiges“, das der 35-jährige kolumbianisch-französische Komponist Daniel Alvarado Boni-lla für Xenon schrieb, sowie der europäischen Ersteinspielung des Saxophonquartetts von Georg Friedrich Haas (*1953), einem der bedeutendsten Spektralisten, stellt das junge Ensemble Griegs Holberg-Suite, Mozarts Streichquartett Nr. 21 in D-Dur und Puccinis „Crisantemi“ gegenüber. Mit Mitgliedern renommierter Streichquartette erarbeitete sich Xenon Klang- und Phrasengestaltung sowie Artikulation – auch, um auf seinen „falschen“ Instrumenten für alte Werke ein neues Hörer-lebnis zu kreieren. „Wir wollen zeigen,“ so heißt es im sehr informativen Booklet, „welche Nuancen, die man vielleicht so noch nicht gehört hat, in den alten Stücken stecken. Nur deshalb macht es Sinn, sie mit Saxophonquartett zu spielen.“ Die ausgewählten Werke verbindet der Widmungsge-danke, wobei ihre Widmung die jeweilige Komposition beeinflusst hat. Mozart z.B. brachte die Cel-lostimme, die das Baritonsaxophon übernimmt, in seinem Quartett so prominent wie die Geigen-stimme, weil der preußische König leidenschaftlich gern Cello spielte und Mozart ihn als Sponsor gewinnen wollte. Oder Alvarado Bonilla transformiert Miles Davis’ Jazzstandard „Blue in Green“ in seinen „Viridian Vestiges“, weil ihm bei dem Stück das nahezu impressionistische, subtil-floatende und melancholische Klavierspiel von Bill Evans nahegegangen ist.