Neugier auf neue Klang- und Ausdrucksmöglichkeiten mit dem eigenen Instrument, auf eine musi-kalische Sprache jenseits der herkömmlichen Gattungskonventionen und musikalischen Traditionen und auf das Verbindende zwischen Orient und Okzident treibt das deutsch-persische Joolaee Trio an. Das Trio ist mit Kamancheh, Klavier und ethnischer Perkussion innovativ besetzt, seine Mitglie-der wurden mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Preis der deutschen Schallplattenkritik. Schag-hajegh Nosrati ist klassisch ausgebildete Pianistin und Bach-Expertin, Misagh Joolaee in der klassi-schen persischen Musik ausgebildeter Kamancheh-Virtuose, Sebastian Flaig Perkussionist mit den Schwerpunkten Jazz, orientalische und Alte Musik. Seiner Debut-CD hat das Joolaee Trio den Titel Morgenwind gegeben, nach einem Gedicht aus dem Divan des in Ost und West berühmten persi-schen Dichters Hafis (14. Jh.). Wie der Morgenwind – er weht in der persischen Lyrik aus dem Osten, wirkt befruchtend, birgt die Geheimnisse der Liebenden und bringt den Frühling – den jah-reszeitlichen, so bringt das Joolaee Trio den musikalischen Frühling, indem es unterschiedliche Musiktraditionen originell miteinander verschmilzt. Zum Tragen kommt z.B. die westliche Fugen-technik oder das persische Radif-Repertoire mit seinen melodischen Figuren, Ornamenten und Melismen. Dabei wechseln die Instrumentalisten auch die Rollen: So fungiert die Kamancheh nicht, wie ein Streichinstrument normalerweise, durchweg als melodisches Instrument, sondern über-nimmt mitunter rhythmisch-perkussive und harmonische Parts. Auch das Klavier wird melodisch, harmonisch und perkussiv eingesetzt. Der Perkussionist wiederum hat zwischendurch melodische und klangmalerische Aufgaben, insbesondere in der Orientalischen Fuge, bei der mit der Steinma-rimba ein äußerst selten zu hörendes Instrument im Einsatz ist. Mit Morgenwind präsentiert das Joolaee Trio, bis auf A. Babadjanians Elégie, mitreißende Eigenkompositionen für Trio oder Solis-ten, die in Be Hich Diyar – „keiner Heimat zugehörig“ – auch an die Proteste im Iran nach der Er-mordung von Mahsa Amini durch das islamische Regime erinnern oder mit Marmarameer an das Binnenmeer mit einer europäischen Nord- und einer asiatischen Südküste – nicht als etwas Tren-nendes, sondern als natürliche Verbindung zwischen Europa und Asien.