Am 14. März 1849 vollendete der 24-jährige Anton Bruckner sein erstes großes Vokalwerk. Das einzige Requiem des Komponisten, der später ein Erbauer großer symphonischer „Schlösser am Himmel“ werden sollte, entstand noch während seiner Zeit in St. Florian. Einige Verweise auf ältere Vorbilder und ein paar stilistische Unstimmigkeiten in der musikalischen Struktur lassen die Phase der Selbstfindung des jungen Komponisten durchscheinen. Aber wer genau hinhört wird bereits hier jene Passagen entdecken, in denen die mystische Aura und Erhabenheit der großen
Orchesterpartituren bereits anklingen, sei es im sanft glühenden Klang des „Benedictus“, im intimen Glaubensbekenntnis des „Agnus Dei“ oder in der mächtigen und meisterhaft konzipierten Doppelfuge „Quam olim Abrahae“. Es ist „Bruckner auf dem Weg zu Bruckner“. Ziel in Sicht, der Weg vorgezeichnet.