Diese „Winterreise“ ist anders. Hier singt niemand; der Text wird rezitiert. Und die Musik lässt Schuberts Themen und Motive zwar aufflackern, geht aber ganz frei mit ihnen um. Das Instrumentarium ist auch anders: verschiedene Lauten mit Tenorsaxophon, Sopransaxophon oder Bassklarinette. Axel Wolf und Hugo Siegmeth beschreiten zusammen mit dem Sprecher Stefan Hunstein eine fesselnde Wanderung ins Ich, dabei verschmilzt das Trio musikalisch und interpretatorisch zum Erzähler.
In Schuberts „Winterreise“ geht es um die menschliche Existenz, mehr noch um die Essenz, um eine Neubestimmung der eigenen Position nach einem Rückschlag: ein Abgewiesener, Ausgestoßener reflektiert über sich und sein Leben, umgeben von Kälte und Dunkelheit – ein Motiv, das spätestens seit Dantes „Inferno“ in der Kunst präsent ist. Die vorliegende Aufnahme wechselt geschickt zwischen Nähe zum Original und freierer Assoziation: Das Ergebnis ist ein musikalisch-textliches Hörspiel, ein Roadmovie in Musik gefasst.