"Robert Schumann schrieb drei (in jedem denkbaren Sinne des Wortes) vollendete Klaviersonaten. 1837 notierte er Skizzen für eine vierte Klaviersonate, die aber Fragment blieb.
Santiago Mantas, einst Schüler Hans Swarowskys und Jorge Bolets, heute Komponist, Pianist und Dirigent in Personalunion, ist das Wagnis eingegangen, die spärlichen Skizzen, die Schumann der Nachwelt hinterließ zu einer Rekonstruktion zu formen. Somit erlebt die vierte Klaviersonate auf dieser spannenden Neuveröffentlichung tatsächlich ihre Weltersteinspielung.
Aber bei solchen Rekonstruktionen stellt sich immer die Frage: was ist hier wirklich Schumann und was ist hier eher Mantas? Die Antwort erstaunt: Tatsächlich ist fast alles Schumann. Trotzdem hat Santiago Mantas für seine Rekonstruktion einen ""Trick"" angewendet. Schumann hatte nämlich lediglich für den ersten und den letzten Satz seiner Sonate vergleichsweise ausführliche Skizzen hinterlassen. Für Satz zwei und drei hat er einen vom Komponisten gestrichenen fünften Satz der dritten Klaviersonate entlehnt sowie zwei vom Komponisten gestrichene Klaviervariationen und auch Material aus der Feder von Clara Schumann.
Das Booklet geht extrem detailreich auf Mantas Rekonstruktion ein und verdeutlicht sogar anhand von Minuten-/Sekunden-Angaben, wo jeweils Schumanns Originalskizze aufhört und wo Mantas' Rekonstruktion beginnt. Natürlich kann man sich trotzdem an einer solchen Vorgehensweise reiben, denn wer weiß, ob Schumann überhaupt eine traditionell viersätzige Sonate schreiben wollte. Schließlich gehörte er zu den unkonventionellen Neuerern seiner Zeit und hatte womöglich ganz andere Pläne.
Trotzdem ist diese Rekonstruktion eine interessante Sache, die sehr zum Hören empfohlen sei. Mit den Kinderszenen Op. 15 und den Waldszenen Op. 82 sind zudem noch zwei ""Crowdpleaser"" auf der Platte und auch eine originäre Komposition von Santiago Mantas gibt es zu hören: Poppy Fields wirkt wie ein geisterhafter Nachklang auf Schumanns Musik und erzeugt vom ersten Moment an Gänsehaut beim Hörer."