Den mexikanischen Komponisten Manuel Ponce kennen vor allem Liebhaber von Gitarrenmusik und Klavierminiaturen. Auch einige populäre Lieder von ihm haben die Zeit überdauert. Jedoch ist Ponces interessantes Œuvre für Sinfonieorchester bis auf wenige Ausnahmen bislang fast vollständig unbekannt geblieben und lag kaum in Einspielungen vor. Dabei gibt es hier einiges zu entdecken!
1882 geboren, war Manuel Ponce zunächst unzweifelhaft ein Romantiker durch und durch. Während man ihm seine musikalischen Studien in Bologna und Berlin kaum anhörte, zeigte seine achtjährige Zeit als Student bei Paul Dukas in Paris musikalisch eindeutig Widerhall, denn wüsste man es nicht besser, könnte man Ponces viersätzige Suite Chapultec aus dem Jahr 1917 glatt für das Werk eines französischen Impressionisten halten. Doch da ist noch mehr: Geschickt eingewobene Dissonanzen und Folklorismen verweisen bereits auf einen Weg, den später Ponces Landsmann Carlos Chavez einschlagen sollte.
Insgesamt ist dieses neue Toccata-Album mit vier Orchestersuiten wieder einmal eine hochinteressante Entdeckung und zeichnet Ponces musikalischen Werdegang von 1908 bis zu seiner exotisch-indianisch eingefärbten Suite Instantáneas Mexicanas aus dem Jahr 1947 nach, also bis fast zum Tode des Komponisten, der 1948 verstarb.
Das Orchester der in einer Höhe von 1.850 m ü. NN gelegenen zentralmexikanischen Großstadt San Luis Potosí (720.000 Einwohner!) liefert inspirierte, gerade in den folkloristisch gefärbten Stücken anscheinend sehr authentische Darbietungen, mit denen es sich zur Fortsetzung dieser hochinteressanten Aufnahmereihe förmlich empfiehlt.
Wieder einmal führt uns das Label Toccata Classics beeindruckend vor Ohren, wie viel wertvolle, aber bislang ungehörte Musik es noch gibt, die eingespielt und entdeckt werden sollte!