Aschemeiers Akzente ...mit einem der interessantesten Sinfoniker unserer Zeit | Emil Tabakov ist ein Künstler mit vielen Facetten: Als Dirigent ist er seit eh und je gefragt, veröffentlichte Alben bei Labels wie NAXOS, Capriccio oder DECCA, arbeitete mit Elizabeth Joy Roe (bekannt vom Klavierduo Anderson & Roe) ebenso zusammen wie mit Idil Biret. Sein zeitlos begeisternder Mahler-Zyklus mit dem seinerzeit von ihm geleiteten Sofia Philharmonic Orchestra beim Label Capriccio eroberte Anfang der 2000er-Jahre die internationale Musikkritik im Sturm und steht bei vielen Mahler-Fans noch immer hoch im Kurs. Auch als Komponist ist Emil Tabakov inzwischen voll etabliert, vor allem aber auch sehr profiliert. Seine Musik hat eine deutlich erkennbare Traditionslinie, die wahrnehmbar insbesondere bei der Sinfonik Schostakowitschs ansetzt, aber ebenso klar aus dem Hier und Jetzt stammt. Wie Tabakov als Komponist Strömungen der Avantgarde ebenso umarmt wie er ein Bekenntnis zur Sinfonik spätromantischer Prägung abgibt, ist jedes Mal aufs Neue interessant und bemerkenswert. Dieser Komponist ist eine im besten Sinne originelle Stimme im großen, weltweiten Sinfoniekonzert, und dazu ist er handwerklich ein 100%-iger Könner. Das britische Entdeckerlabel Toccata veröffentlicht seit 2016 sämtliche Sinfonien Emil Tabakovs unter der Leitung des Komponisten. Dabei wird stets eine Sinfonie einem anderen Genrebeitrag aus Tabakovs Werkkatalog gegenübergestellt. Auf Vol. 4 der Reihe hören wir die dramatische Sinfonie Nr. 4 aus dem Jahr 2000 neben dem ungewöhnlichen Kontrabasskonzert, das Tabakov 1975 komponierte. Tabakovs Sinfonie Nr. 4 könnte man am ehesten unter das Grundthema "Dialog und Kontroverse" setzen: Das Orchester als musikalischer Spiegel der Gesellschaft, vielleicht auch als innerer Spiegel des Komponisten. Plakativ? Ja, diesen Vorwurf muss man wohl gelten lassen. Aber auch sehr, sehr kurzweilig und gespickt mit Überraschungen!