Der grosse Reiz der kleinen Gloria-Messen von Johann Sebastian Bach liegt wohl darin, dass man an ihnen den reifen und erfahrenen Musiker im Umgang mit dem eleganten Kompositionsstil seiner Zeit – den 1730er Jahren – miterleben kann. Dass gleichzeitig weder die gewohnte Polyphonie noch die tiefe Verwurzelung in der lutherischen Tradition zu kurz kommen, ja, dass selbst Choralinhalte den Weg in die Messesätze finden, darin wiederum liegt die Einmaligkeit von Bachs kombinatorischem Genie. Kurzum: eingängige, insgesamt frohgemute Musik, aber mit dem üblichen Qualitätsanspruch, auch und gerade dort, wo früher Komponiertes «rezykliert» wurde – weil Bach genau diese Stücke ungemein geschätzt haben muss.