Gould und Gulda: Es ähneln sich nicht nur die Nachnamen dieser Ausnahmemusiker. Glenn Gould und Friedrich Gulda waren annähernd gleich alt, Gulda kam 1930, Gould 1932 zur Welt. Sie sollten beide als Pianisten dies- und jenseits des Atlantiks Weltruhm erlangen. Beide waren in den Fünfzigern des vorigen Jahrhunderts pianistische Superstars und haben aus unterschiedlichen Gründen ihr Publikum durch Ihre Exzentrik irritiert. Doch in ihren späten Teens war für beide weder das eine noch das andere abzusehen. Ihre musikalische Bildung stand auf breiter Basis, Gulda war als Kompositionsschüler von Joseph Marx der Spätromantik näher als der Avantgarde; Gould hatte schon frühe seine Neigung zur Zweiten Wiener Schule entdeckt. Und so schrieben die beiden vor ihrer pianistischen Karriere je ein Streichquartett, das bei Gould als Opus 1 (ohne dass darauf je ein Opus 2 folgte) firmierte, bei Gulda ein Werk aus einer Vielzahl studentischer Arbeiten wurde, das aber weit über eine reine „Lehrlingsarbeit“ hinausgeht.