Christopher Maltman und Eva-Maria Westbroek brillieren in dieser faszinierenden Inszenierung von Alban Bergs Wozzeck aus der niederländischen Nationaloper Amsterdam. Mit Marc Albrecht steht einer der versiertesten Dirigenten der Musik der Jahrhundertwende am Pult des Netherlands Philharmonic Orchestra. Niemand Geringeres als Krzysztof Warlikowski war für die Regie verantwortlich und hat mit seiner Wozzeck-Exegese für viel Aufsehen in der internationalen Opernszene gesorgt.
Alban Berg schrieb mit Wozzeck eine der bekanntesten und wichtigsten Literatur-Opern (nach Georg Büchner) und die vielleicht bedeutendste Oper der Moderne am Beginn des 20. Jahrhunderts. Nur wenige wissen, dass Alban Berg diesen Stoff wohl auch autobiografisch auffasste, als er trotz starkem Asthma unter dem Vorwurf, er würde seine Krankheit nur simulieren, zum Militärdienst eingezogen wurde. Berg formulierte später: „Steckt doch auch ein Stück von mir in seiner Figur, seit ich ebenso abhängig von verhaßten Menschen, gebunden, kränklich, unfrei, resigniert, ja gedemütigt, diese Kriegsjahre verbringe. Ohne diesen Militärdienst wäre ich gesund wie früher.“
Dies ist freilich ein idealer Stoff für den polnischen Theaterregisseur Krzysztof Warlikowski, der zu den einflussreichsten Schauspiel- und Opernregisseuren der internationalen Szene gehört. Mit seinem bekannten Ausspruch "Das Theater ist eine Insel in einem Meer von Angst" prägte er ein Motto, das auch seine Wozzeck-Inszenierung auf den Punkt trifft: Warlikowski verarbeitet Bergs Oper mit symbolistischen, tiefenpsychologischen Elementen auf der Bühne und gibt dem Publikum somit eine Hilfe zur Durchdringung des komplexen Stoffes.