Die beiden hier vorliegenden Interpretationen von Mahlers Sechster Sinfonie liegen 42 Jahre auseinander und sind in Gestaltung und Tempi sehr unterschiedlich. Gerade dadurch aber ist es sinnvoll und angemessen, diese beiden Aufnahmen Michael Gielens desjenigen Konzertstückes, das er am häufigsten dirigiert hat, gemeinsam zu veröffentlichen. Die Stellung der Binnensätze – Scherzo/Andante oder Andante/Scherzo – war in der Geschichte der sechsten Sinfonie von Anfang an strittig und hatte andauernde editorische Probleme zur Folge. In dieser Frage entschied Gielen sich 1971 für die Reihenfolge Scherzo/Andante. Bald nach Erscheinen der revidierten Partitur der Internationalen Gustav Mahler Gesellschaft 1998 bewies eine Forschungsarbeit zweifelsfrei, dass Mahler die Reihenfolge in Andante/Scherzo geändert hatte und bis zuletzt dabei geblieben war. Nachdem Gielen sich mit der Beweisführung über die Satzfolge befasst hatte, wollte er sich dem Willen Mahlers in Zukunft beugen. Auf alle Fälle wollte er die Sinfonie Nr. 6 nochmal mit seinem Orchester in der für ihn neuen Gestalt aufführen. Die Gelegenheit dazu bot 2013 die Einladung zu den Salzburger Festspielen. So kam es denn also im Konzert am 21. August 2013 zu Gielens letztem Auftritt bei den Salzburger Festspielen und Gielens letzter Aufführung der Sechsten Sinfonie Mahlers. Die Tempi weichen gegenüber der Aufnahme von 1971 erheblich ab. Tatsächlich kann man sich kaum einen größeren Kontrast zweier Aufführungen ein und desselben Dirigenten von ein und demselben Werk vorstellen!