Der Vorliebe seines Vaters, sonntagsmorgens in der Berliner Wohnung der Familie musikalische Konzerte zu veranstalten, war es zu verdanken, dass sich der elfjährige Felix Mendelssohn an die Komposition einer umfangreicheren Serie an Sinfonien für Streicher machte und dass diese auch erste Aufführungen erfuhren. Der Musik- und Kompositionsunterricht spornte ihn ungemein an; sein Fleiß wie seine jugendliche Kreativität entwickelten sich früh und machten erstaunliche Fortschritte. 1821 schuf er die erste Hälfte der innerhalb von knapp zwei Jahren entstandenen Streicherinfonien. Bei den Aufführungen im Rahmen der Hauskonzerte übernahm er selbst die Leitung des Kammerorchesters, das sich aus Laien und aus Berufsmusikern der Berliner Hofkapelle zusammensetzte.
Form und Besetzung der ersten sechs seiner insgesamt zwölf Sinfonien folgen dem Vorbild von Carl Philipp Emanuel Bachs „Hamburger Sinfonien“: sie sind dreisätzig und allein für Streichinstrumente besetzt. Um Stilkopien handelt es sich höchstens ansatzweise; meist experimentierte Mendelssohn recht frei mit den gewählten Modellen.
Etwa zur gleichen Zeit – um 1821/22 – komponierte der 13-Jährige für seinen Geigenlehrer Eduard Rietz ein erstes Konzert für Violine und Streichorchester, das dieser bei den „Sonntagsmusiken” im Hause Mendelssohn gespielt haben dürfte. Es orientiert sich an den Konzerten Johann Sebastian Bachs, klingt aber eindeutig nach Mendelssohn.
Seit die lange verloren geglaubten Handschriften wiederentdeckt werden konnten, haben sich die Jugendwerke Mendelssohns zu einem festen Bestandteil des Repertoires von Streich- und Kammerorchestern entwickelt. Das neue Album von BR Klassik versammelt das frühe Violinkonzert Mendelssohns und die ersten sechs seiner Sinfonien für Streicher als Studioaufnahmen des Münchner Rundfunkorchesters unter Leitung seines Ersten Konzertmeisters Henry Raudales, eines wiederholt ausgezeichneten Geigers, der zahlreiche Aufnahmen als Dirigent und Solist mit dem Klangkörper eingespielt hat.